Referenz: Bauschmuck Haus Würzgarten

F E I N F O R M Schmuck-Kollektion Haus Würzgarten:

der Würzgarten

Der Bauschmuck an der Außenfassade des historischen und neuen Würzgarten war bzw.- ist – nicht nur rein ornamentales „Zierwerk“. Die Gestaltung und Ornamentik im Außenbereich ist häufig Verweis auf die Funktion im Innenraum.

Der Name des Gebäudes „Haus Würzgarten“ geht auf einen alten Messekontor für den Gewürzhandel zurück.

Seit 1713 befand sich in dem „Haus Würzgarten“ die Semlersche Materialwarenhandlung, die u.A. Öle, Gummata, Samen, Heilpflanzen, Steine vertrieb. Bekanntester Kunde im Geschäft des Nachfolgers – firmierend unter „Mettenheimer & Simon“ – war J.W. von Goethe, der in dem Ladengeschäft diverse Chemikalien für seine naturwissenschaftlichen Experimente erwarb.

Die Kollektion „der  Würzgarten“ interpretiert diesen geschichtlichen Hintergrund achtend und liebevoll in einer umfassenden Schmuck-Kollektion. Die Anmutung ist floral und erinnert an die Gewächse in einem Paradiesgarten „hortus conclusus“.

Dargestellt sind Blüten des Gewächses „Augenbraue der Venus“. Die Pflanze hat ihren Ursprung in Nord- und Mittelamerika. Seit Jahrhunderten wird die Heilpflanze geschätzt und verehrt. Bereits im Altertum wurde die Pflanze verwendet um Wunden zu heilen und Blutungen zu stillen. In der alten Volksheilkunde wurden während der dunklen Zeitepoche der Pest Kränze aus der „Augenbraue der Venus“ geflochten, um damit die Hauseingänge als Schutz zu bekränzen. Zudem gehört die „Augenbraue der Venus“ zu den bodenreinigenden Pflanzen, die Krankheiten an den Nachbarpflanzen verhindert und neben Duftkräutern deren Intensität verstärken

Auf Grund ihrer feinen, filigranen 5-lappigen Blütenblätter wird mit ihrem Namen Bezug auf die Göttin der Liebe – Venus – genommen. Das Mitführen der Pflanze soll generell Liebe anziehen und Menschen anlocken, nach denen man sich sehnt.

In der Symbolik steht das Gewächs für Schutz, Ausgleich und Heilung und soll in Übergangssituationen Kraft schenken.

„Unmittelbares Interesse an der Schönheit der Natur zu nehmen, ist jederzeit ein Kennzeichen einer guten Seele“, sagte schon Immanuel Kant.

Die „Würzgarten“ Schmuck- Kollektion von FEINFORM nimmt direkten Bezug auf das alte Ladengeschäft, dessen Waren und die Historie des Hauses und überführt das Blumenmotiv – in adaptierter Gestaltung/ Formensprache – in einzigartige Schmuckstücke.

Die „Würzgarten“ Kollektion ist als Ohrschmuck, Halsschmuck mit Edelsteinen und mit Koralle konzipiert. Gefertigt in Handarbeit „finest form“ – FEINFORM – handmade in Germany.

Architektur & Bauschmuck „Haus Würzgarten“

Der „neue“ Würzgarten ist ein schöpferischer Nachbau – eine Rekonstruktion – die sich weitestgehend am historischen Vorbild (erbaut als Neuerrichtung 1530) orientiert. Die urkundliche Erstnennung des Gebäudes geht zurück auf das Jahr 1292.

„Bei dem alten und neuen Würzgarten handelt es sich um ein typisch verputztes Fachwerkhaus mit verschiefertem, zweigeschossigen Giebel und sogenannter „Frankfurter Nase“ auf steinernem Erdgeschoss. Die drei Obergeschosse mit fünf Fenstern und zwei Überhängen weisen alle Formen der Spätgotik auf. Als Besonderheit können die geschnitzten Eselsrücken oder Kielbögen über den Fenstern des Dachstocks angeführt werden. Darunter versteht man einen Bogen mit geschweiften Kanten, der im unteren Teil konkav geschwungen ist.“ (siehe Fußnote)

Das Vorbild – siehe Bauschmuck – für das historische Gebäude, sowie das neu errichtete Haus (Fertigstellung 2018), war und ist zum Einen das Haus „Großer Engel“ am Nordende der Ostzeile des Frankfurter Römerbergs (erbaut als Neuerrichtung 1562). Seinerzeit war das Gebäude der schmuckreichste Privatbau der Spätgotik in Frankfurt/ Main. Außerdem das „Haus der 7 Laster“ (erbaut 1567) in Limburg an der Lahn.

Carl Theodor von Reiffensteins‘ Aquaralle, datiert 1864, sowie historisches Fotomaterial, aufgenommen ca. 1930 – 1940, waren die Referenzen für die Planung bzw. Neuerrichtung des Würzgarten.

Der Bauschmuck an der Außenfassade des historischen und neuen Würzgarten war – bzw. ist – nicht nur rein ornamentales „Zierwerk“. Die Fassade eines Hauses ist Eingangs-bzw. Schauseite und zugleich das “Gesicht“ des Gebäudes. Hinsichtlich des Gebäudeschmucks spielen schon immer kulturgeschichtliche-, sozialpolitische und ästhetische Aspekte eine wesentliche Rolle.

Die Schaufassade ist als „Kleid“ des Hauses zu verstehen. Die Gestaltung und Ornamentik im Außenbereich ist häufig Verweis auf die Funktion im Innenraum.

Die Figuren, Wächterfigur = „Satyr“ und die Maske = „ Neidmaske“unterhalb der „Frankfurter Nase“ im Giebelfeld unter dem Dach haben schützende, apotrophäische Wirkung. Die Kielbogenformen am Würzgarten verweisen möglicherweise auf den Transport der Gewürze und Materialien per Schiff, die seit 1713 im Ladengeschäft feilgeboten wurden, denn der Umriss des Bogens gleicht einem auf den Kopf gestellten Schiffskiel.

Im rechten der vier Felder unter dem entsprechenden Kielbogen erkennt man einen stilisierten Engel der seine Flügel schützend weit ausbreitet. Nicht unwahrscheinlich: ein Verweis bzw. eine Referenz an das Haus zum „Großen Engel“.

Die figürlichen, weiblichen und männlichen Masken im Fries unterhalb des Giebelfeldes werden durch ornamentales „Füllwerk“ auflockernd ergänzt und verweisen auf die Endlichkeit. Derartige Masken finden sich auf Sarkophagen in antiken Fresken.

Eine in sich gespiegelte Konsole an der Fassade im 1. Stockwerk trägt optisch den ersten Überhang. Die Schauseite der beiden Konsolen zieren einzelne, stilisierte Calla Blüten umgeben von Rankwerk und Zierornamentik. Die Calla ist in vielen Kulturen Symbol für die Unsterblichkeit.

Eine einzelne, kleine Konsole im 2. Stockwerk linkerhand stützt optisch den geschweiften Dachübergang zum Nachbarhaus. Die Schauseite zeigt ein Rankenornament welches den Akanthus (Distelgewächs) darstellt. Das Blattwerk wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze verehrt. Möglicherweise nimmt dieses Ornament Bezug auf das Ladengeschäft von 1713, welches u. A. allerlei Pflanzen und Kräuter vertrieb.

Rena Jarosewitsch

Foto: Donato Bonavitacola