Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Seite 59
FAZ Artikel „Verbraucher Leben“, Samstag, 30.4.2016, Seite 59
Geschäftsgang: „Mit dem besonderen Schliff“
Es kommt nicht oft vor, dass man die Auslage eines Schmuckgeschäftes betrachtet und überrascht feststellt: Ist ja gar nicht so teuer. Umso besser, wenn einem der Schmuck auch noch gefällt. Und so treten wir gerne ein bei Feinform am Weckmarkt, einem Schmuckatelier mit Werkstatt beim Frankfurter Dom, das die Goldschmiedemeisterin Rena Jarosewitsch nun schon im 13. Jahr betreibt.
Der Name ist in diesem Fall Programm. Die gebürtige Münchnerin , die ihr „R“ kabarettreif rollt und einen geerdeten Eindruck macht, hat viele filigrane Schmuckstücke (750er Gold massiv, Silber und Silber Gold-plattiert) im Programm. Die Auswahl ist groß. Den Hauptteil des Sortiments bestreitet Jarosewitsch selbst mit einer Dauerausstellung, die sie laufend um neue Arbeiten ergänzt. Viele schöne Unikate sind darunter, wie etwa ein breiter Goldring mit einem schmalen Turmalin (Baguette-Schliff, 1970 Euro). Die Schmuckgestalterin mit Abschluss an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau hat ein Faible für Edelsteine und besondere Schliffe. Auf Anfrage stellt sie auch individuelle Schmuckstücke her.
Hinzu kommen Arbeiten (Kleinserien und Unikate) nationaler wie internationaler Schmuckdesigner, aktuell etwa von Yvonne Kurz, Christian Guthmann, Angelina Tsvetkova und Dimitar Delchev, dem Feinform-Schmuckdesigner des Monats April, dessen luftig-lockeren Silber-Arbeiten im Schaufenster herausgestellt sind. Einen guten Einblick liefert auch die Internetseite. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen bezeichnet Jarosewitsch als eng und vertrauensvoll, nur so sei es möglich, einen Ring in einer passenden Größe auch einmal kurzfristig für einen Kunden nachzubestellen. Preislich interessant sind bei Feinform die Stücke aus Silber, die lediglich mit Gelb- und Rotgold überzogen sind (plattiert). Ein solches Paar handgefertigter Ohrringe gibt es bereits für 70 Euro (von Yvonne Kurz), die Silber-Version kostet 50 Euro.
Jarosewitsch selbst hat günstige Kugelarmbänder und -ringe im Programm (ab 50 Euro), die sie aus Rohmaterial – in der Sprache der Schmuckdesigner sei das „Halbzeug“ – am Ende des Verkaufsraums lötet. Mit diesen effizienten Arbeiten möchte sie die Kundschaft mit kleinem Budget bedienen, wie sie sagt. Geburtstag, Taufe, Weihnachten, Hochzeit, immer öfter auch Verlobung – das sind die Anlässe, zu denen Schmuck gekauft wird. Dass Feinform jedem Käufer und Schenker ein vierwöchiges Umtauschrecht einräumt, entspannt die Sache sicherlich. Zum Gutschein wird wird ein Kristall in eine kleinen Geschenkbox gepackt – auch eine hübsche Idee.
Angenehm ist, dass der Kunde die Goldschmiedin ohne Scheu alles fragen kann. Nutzt sich die plattierte Goldschicht nicht ab? Nur bei einem Ring, der täglich im Einsatz ist, informiert die Schmuckgestalterin. Aber das lasse sich wieder nacharbeiten. Das sei nicht anders als bei einem abgelaufenen Absatz. Mit dem müsse man hin und wieder auch zum Schuster. Oder: Woran erkennt man eigentlich eine gute Zuchtperle? Und schon holt Jarosewitsch ihr Perlen-Check-Kärtchen und eine Mustermuschel aus der Schublade, und der Kunde bekommt eine Lektion in Sachen Glanz, Farbenspiel und Oberfläche. Ruck, zuck ist eine Stunde vorbei, und es sind längst noch nicht alle Fragen beantwortet. Nicht nur das ist ein Grund, bei nächster Gelegenheit wieder einmal vorbeizuschauen.
PETRA KIRCHHOFF
Feinform, Weckmarkt 3, Frankfurt,
dienstags bis freitags 11 bis 19 Uhr, samstags 12 bis 18 Uhr
und auf Anfrage